Anfang Dezember 2015 wurde die Kirche St. Elisabeth in Steinbach a. d. Haide nach ihrer umfangreichen Sanierung feierlich eingeweiht. Aus dem ursprünglichen Plan, die mittelalterlichen Fresken zu reinigen und die Kirche innen neu zu streichen, wurde nach gründlicher Inspektion eine Gesamtrenovierung.
Und diese hat sich in jeder Hinsicht gelohnt! Die Kirche erstrahlt in neuer Pracht.
Alle, die die Elisabethkirche noch nicht kennen, oder noch nicht in ihrem neuen Glanz, sind herzlich eingeladen, dieses oberfränkische Kleinod zu besichtigen.
Zunächst wurde die Kirche ausgeräumt. Über 30 Dorfbewohner packten mit an, und Pfarrer Jay Wiederanders hatte alle Hände voll zu tun, den Helfern ihre Aufgaben zuzuteilen. Im Dachboden wurden zuerst statische Mängel beseitigt, bevor kurz darauf Gerüste aufgebaut und die Reinigung der Fresken beginnen konnte.
Innen wie außen wurde der verbrauchte Sockelputz abgeschlagen und ersetzt. Die elektrischen Leitungen mussten komplett erneuert, kaputte Fenstergläser ersetzt werden. Ein faustgroßes Loch im Turm wurde von den Zimmererleuten geschlossen. Die Glocken bekamen eine moderne Steuerung und das Ziffernblatt erstrahlte bald wieder.
750 Jahre alte Fresken
Der neue Außenanstrich ist gelb und (bei den Holzteilen) rot, während die Innenwände ein gelblich-beiges Kleid bekam, was zu den 750 Jahre alte Fresken passt. Die Schäden in der Emporenverkleidung wurden ausgebessert, Sitzbänke und Säulen gestrichen und der Altar aufgefrischt.
Um die Kirche gegen die nächsten 50 Jahre Witterung zu wappnen, wünschte sich die Kirchengemeinde sinnvollerweise noch eine Drainage um die Kirche. Das alles ging schneller als geplant und half dazu, dass der Kostenrahmen von 230.000 Euro nicht überschritten wurde.
Die Kirchengemeinde dankt insbesondere der Oberfrankenstiftung und der Sparkassenstiftung für ihre großzügigen finanziellen Zuschüsse sowie den vielen freiwilligen Helfern und den Handwerksfirmen für ihren Einsatz. Der kleinen Kirchengemeinde bleibt dennoch eine große Summe als Eigenanteil zu schultern.
Für jede Spende ist sie sehr dankbar.
Evang.-Luth. Kirchengemeinde Steinbach a. d. Haide
IBAN: DE90 7715 0000 0570 0366 57
BIC: BYLADEM1KUB
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Zur Geschichte der Kirche St. Elisabeth
Steinbach a. d. Haide wurde vermutlich um etwa das Jahr 1200 von Benediktinermönchen aus Kloster Cella (dem heutigen Probstzella) gegründet. Um 1250 errichteten sie eine Kapelle zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231). Erstmals urkundlich erwähnt ist Steinbach 1417 als Besitz der Gräfin von Schwarzenburg.
Nach häufigem Herrschaftswechsel kam Steinbach in den Besitz des Ritters Friedrich von Thüna. Er war mit Martin Luther befreundet und führte die Reformation in seinem Herrschaftsgebiet ein. Ab 1530 hatte Steinbach seinen eigenen evang. Pfarrer. Während des 30-jährigen Krieges wurde die Kirche durch die Kronacher geplündert, gebrandschatzt und von 1635-1639 wieder aufgebaut. Einzig die Taufschale aus Messing konnte aus dieser Zeit gerettet werden. Sie zeigt heute noch deutliche Brandspuren.
Die Fresken
Im Altarraum sind 1963 bei der Kirchenrenovierung mittelalterliche Wandmalereien entdeckt worden, die unter erheblichem Aufwand bis 1964 freigelegt wurden. Diese wertvollen Kunstschätze stammen vermutlich aus der Zeit von 1250 bis 1400. Die ältesten Fresken sind an der Ostwand hinter dem Alter zu finden. Diese stammen vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Oben ist eine Gerichtsszene dargestellt.
Ursprünglich gab es ein Bild von Christus auf dem Thron, der die Menschen richtete. Zu seiner Rechten (aus der Sicht des Betrachters links) sind die Geretteten, die in den Himmel gehen. Zu seiner Linken sieht man die Verdammten, die den Dämonen übergeben werden. In späteren Zeiten wurde ein riesiger Hundekopf zum Bild der Verdammten hinzugefügt, der den Todesrachen darstellen soll.
Auf der Seite der Gerechten kniet eine Frau in Witwenkleidern, die für die Gerechten betet. Dies ist eine der ältesten Darstellungen der heiligen Elisabeth. Die Kapelle in Steinbach a. d. Haide wurde zur gleichen Zeit gebaut wie die Begräbniskirche der heiligen Elisabeth in Marburg, die erst 1284 vollendet wurde.
Die Legende von den Rosen
In unserer Zeit wird die heilige Elisabeth mit einem Korb voll Rosen dargestellt. Dies geht auf eine Legende zurück, wonach Elisabeth auf dem Weg von der Wartburg nach Eisenach mit einem Korb voll Essen für die Armen unterwegs war. Auf halbem Weg begegnete ihr der Schwager und Thüringer Fürst, Heinrich Raspe, der kein Verständnis für Elisabeths Wohltätigkeiten hatte. Er stellte sie zur Rede und fragte sie, was sie im Korb hätte. Sie antwortete es seien Rosen. Der Fürst befahl ihr, das Tuch vom Korb zu nehmen, und als sie ihn enthüllte, waren tatsächlich Rosen darin.
Wegen dieses „Rosenwunders“ wurde dann der Korb mit Rosen zu ihrem Erkennungszeichen. Die Geschichte vom Rosenwunder tauchte zum ersten Mal bei der heiligen Elisabeth von Portugal (1270-1336) auf und wurde nachträglich auf die berühmtere Elisabeth von Thüringen übertragen.
Für diese erste Zeichnung von Elisabeth wählte der Künstler in Steinbach an der Haide ein anderes Erkennungszeichen: die Witwenkleidung. Elisabeth wurde schon sehr früh, mit 19 Jahren nach nur fünf Ehejahren, zur Witwe. Da Elisabeth sich angewöhnt hatte, jedes Mal Witwenkleidung zu tragen, wenn ihren Mann auf Reisen ging, wurde diese Kleidung von Anfang an zu ihrem Erkennungszeichen.
Weitere Wandgemälde
Unterhalb der Gerichtsszene gibt es zwei Szenen aus der Geburtsgeschichte Jesu. Im Mittelpunkt steht jedoch Maria. Auf der linken Seite (vom Betrachter aus gesehen) sieht man Maria bei der Ankündigung der Geburt des Messias. Die Darstellung des Engels Gabriel ging verloren. Auch die Geburtsszene rechts daneben ist leider nicht erhalten.
Auf der rechten Seite ist der Besuch der Weisen aus dem Morgenland zu sehen. Heutzutage werden die Weisen als Könige aus den drei damals bekannten Erdteilen dargestellt, ein schwarzer König aus Afrika, ein asiatischer König - erkennbar an seinem Turban - und ein europäischer König mit einer europäischen Krone. Die Theologie dahinter ist: Hier ist der König der ganzen Welt geboren, den alle irdischen Könige anbeten sollen.
Zu der Zeit jedoch, als die Elisabethkirche gebaut wurde, herrschte eine andere Tradition. Hier wurden die Weisen als ein Jüngling, ein Mann mittleren Alters und ein Greis dargestellt. Damit wurde ausgedrückt: Alle Menschen in allen Altersgruppen haben Jesus als ihren Heiland nötig. Jeder Mensch, nicht nur die Herrscher, sollen diesen König anbeten.
Die Burg Lauenstein
Auf der linken Seite der Chorwand ist eine 2-flügelige Burganlage mit hohem Bergfried zu sehen: eine der ältesten erhaltenen Darstellungen der Burg Lauenstein, so wie sie von den Herren Orlamünde Ende 1400 erweitert worden ist.
Ebenfalls jüngeren Datums ist das Bild auf der rechten Chorseite. Hier wurde eine Gestalt mit einer Kirche in der Hand gemalt, umgeben von stilisierten Rosen. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den Erzbischof von Köln, der das Kloster Saalfeld gründete. Das Kloster besaß eine Probstei in Probstzella. Bis zur Reformation gehörte Steinbach a. d. Haide als Filialkirche dazu.
Im Kirchenschiff ist auf der linken Seite kurz vor dem Altarraum eine Darstellung vom Tod Marias zu sehen. Ein Teil des Bildes ging verloren als der Chorbogen erweitert wurde.
Im 30-jährigen Krieg zerstört
Altar, Kanzel und Taufstein der Kirche gehen auf die Zeit zwischen 1636 und 1696 zurück, nachdem die Kirche nach ihrer Zerstörung im 30-jährigen Krieg wieder aufgebaut worden war. Die Kanzel zeigt auf ihren Feldern Jesus mit elf seiner Jünger. Die Malereien wirken in seiner Art wie schlichte Volkskunst.
Im Gegensatz zur Kanzel scheint der Taufstein aus einer guten Künstlerwerkstatt zu stammen. Eigenartig ist die Form des Taufsteines von 1656, der mit seinem Aufsatz einen Brunnen darstellt und an den Bibelvers aus Jesaja 12,3 erinnert: „Ihr werdet mit Freuden kommen und Wasser schöpfen aus dem Brunnen des Heils.“
Bemalung aus späterer Zeit
Ebenfalls aus einer guten Künstlerwerkstatt stammt der Barockaltar. Neben den gut gearbeiteten Engeln und Seitenornamenten erscheint das Abendmahlsbild in der Mitte von geringerem künstlerischen Können. Einige Proportionen stimmen nicht. Die ganze Gesellschaft schwebt in der Luft und die Sitzbänke auf der rechten Seite haben die falsche Perspektive, um die richtige dreidimensionale Illusion zu schaffen.
Auch sind die Gesichter von geringem künstlerischen Wert. Es liegt die Vermutung nahe, dass dieses Bild nicht aus der Entstehungszeit des Altars stammt. Womöglich zierte ihn ein anderes Bild - und vielleicht liegt das ursprüngliche Bild unter der jetzigen Abendmahlsszene verborgen.
Trost nach langen Kriegsjahren
Betrachtenswert sind die beiden Butzenscheiben in den Fenstern links und rechts des Altars mit ihrer Darstellung der Weihnachtsgeschichte und des Osterereignisses. Wenige Jahre nach Ende des 30- jährigen Krieges wurden die Fenster eingebaut, sicher als Trost und Hoffnungszeichen für die heimgesuchte Bevölkerung. Über der Krippe Jesu steht "luceam“: "Ich will euch ein Licht sein.“